Rückblick: Friedenskundgebung am 23. September

Am Samstag, 23. September fand die Friedenskundgebung «Den Atomkrieg verhindern – Frieden, jetzt!» statt, die massgeblich von der SFB organisiert wurde. Rund 200 Menschen versammelten sich auf dem Helvetiaplatz in Zürich und protestierten für Frieden und Abrüstung. In eindrücklichen Reden wurde auf die Gefahr eines Atomkriegs aufmerksam gemacht und die Forderung nach einer friedlichen Lösung im Ukraine-Krieg aufgestellt, es wurde über die Kriegspropaganda der Medien berichtet und die Probleme der Jugendlichen wurden aufgezeigt, welche besonders stark unter den steigenden Preisen und unter psychischem Druck leiden. Ein ukrainischer Pazifist machte deutlich, dass Waffenlieferungen der ukrainischen Bevölkerung nicht helfen würden. Die Kundgebung wurde musikalisch begleitet von der deutschen Schauspielerin Christa Weber und der Akkordeonistin Anja Dolak, die Friedenslieder wie «Das kleine tote Mädchen» von Nazim Hikmet und Ernst Buschs «Ballade von der Krüppelgarde» aufführten.

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Rede der SFB auf der Kundgebung:

Wir sind heute hier, um auf die Gefahr eines Atomkriegs aufmerksam zu machen. Wir sind hier, um dagegen zu protestieren, dass unser Leben und unsere Zukunft so leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Wir sind hier, um für den Frieden und für Gerechtigkeit einzustehen und zu zeigen, dass nicht alle in der Schweiz die aggressive Konfrontationspolitik des Westens unterstützen. Frieden in der Ukraine, ein Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine, das ist dringend notwendig. Wir müssen uns bewusst werden und es deutlich aussprechen, dass der Ukraine-Krieg eine Katastrophe herbeiführen könnte, von dem es kein Zurück mehr gibt. Eine weitere Eskalation, eine atomare Auseinandersetzung würde unser aller Ende bedeuten. Ein umfassender Atomkrieg bedeutet die Vernichtung menschlichen Lebens auf diesem Planeten. Was wir brauchen, ist ein Ende des Ukraine-Kriegs, ein Ende aller Kampfhandlungen, und zwar so schnell wie möglich.

Was Atomwaffen anrichten können, welche verheerende Wirkungskraft sie erzeugen und welche schrecklichen Folgen sie mit sich bringen, das hat die Menschheit bereits vor gut 80 Jahren erlebt. Vor 80 Jahren ist in Hiroshima und Nagasaki das Undenkbare passiert: die wohl gefährlichste Waffe der Menschheitsgeschichte, die Atombombe wurde von den USA gegen die japanische Bevölkerung eingesetzt. In Hiroshima wurden am 6. August und in Nagasaki am 9. August 1945 Atombomben abgeworfen. Ein menschengemachtes Höllenfeuer wurde auf diese beiden japanischen Städte losgelassen, die Luft wurde dabei auf mehrere Tausend Grad erhitzt und es entstand eine enorme Druckwelle. Mit einem Schlag wurden 100'000 Menschenleben ausgelöscht, einfach so; mit einem Schlag wurden 100'000 Menschen praktisch eingeäschert und verdampft. Der Stadtkern von Hiroshima wurde ausradiert. Grosse Teile Nagasakis wurden dem Erdboden gleichgemacht. Verletzten Menschen konnte nicht geholfen werden, weil die Krankenhäuser zerstört und 90 Prozent der Ärzte und des Pflegepersonals tot waren. Und als ob das nicht genug wäre, wurden diejenigen, die den Druck und die Hitze der Atombomben überlebten, atomar verstrahlt. Es fiel schwarzer Regen rund um die beiden Städte, der mit Plutonium verseucht war. Nahrungsmittel und Wasser wurden vergiftet. Die Folgen der nuklearen Verseuchung waren grauenhafte Krankheiten, verschiedenste Formen von Krebs, Fehlgeburten, genetische Schäden, Schilddrüsenkrankheiten und unzähliges mehr. Atombomben sind äusserst grausame Waffen, ihr Einsatz ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Heute ist die Gefahr eines Einsatzes von Atomwaffen wieder deutlich angestiegen. Die Atommächte verfügen heute über Atomwaffen mit einer 20-fachen Zerstörungskraft im Vergleich zu den Atombomben, die Hiroshima und Nagasaki zerstört haben. Der Ukraine-Krieg hat zu einer Situation geführt, in der sich Atommächte feindlich gegenüberstehen. Russland auf der einen Seite und das NATO-Kriegsbündnis hinter der Ukraine auf der anderen Seite haben nun ihre Raketen und atomaren Waffensysteme aufeinander gerichtet.
Seit eineinhalb Jahren wird in der Ukraine gekämpft, es wird geschossen statt verhandelt, es wird provoziert statt geschlichtet. Vom Westen werden Waffen und immer noch mehr Waffen in das Kriegsgebiet geschickt. Die Rede ist mittlerweile von einem langen Zermürbungskrieg, ein Abnutzungskrieg, in dem es darum geht, wer länger durchhalten kann. Die Kriegstreiber und Kriegstreiberinnen in Washington, London und Berlin scheinen darauf zu setzen, dass Russland langsam, aber sicher seine Rüstungsvorräte aufbraucht und irgendwann ruiniert wird. Was diese Kriegstreiber aber überhaupt nicht kümmert, ist, dass nicht nur enorme Mengen an Kriegsgütern und Waffen und damit auch Milliarden und Abermilliarden an Steuergeldern verschlissen werden, sondern dass in diesem Krieg auch unzählige Menschenleben vernichtet werden. – Es ist ungeheuerlich, wie gleichgültig die Herrschenden immer mehr Öl ins Feuer giessen. Sie hoffen darauf, in diesem Konflikt den längeren Atem zu haben, und nehmen dabei kaltblütig in Kauf, dass unzählige Menschenleben verheizt werden.

Der Ukraine-Krieg mag momentan auf einen Abnutzungskrieg hinauslaufen. Aber je länger dieser Krieg andauert, desto höher wird auch die Gefahr, dass sich ein Zwischenfall, ein Missgeschick ereignen wird. Mit jeder Minute, die gekämpft wird, steigt die Gefahr, dass die Situation eskaliert hin zu einer atomaren Auseinandersetzung und zum Dritten Weltkrieg. Es muss uns allen klar sein, dass ein einziges Missverständnis, eine Fehlfunktion von einer Rakete ausreicht, um die Schwelle zu einem umfassenden, atomaren Weltkrieg zu überschreiten.

Es ist dringend notwendig, dass dieser Krieg in der Ukraine möglichst schnell endet. Was es braucht sind ein Waffenstillstand und ernsthafte Friedensverhandlungen. Die Waffen müssen endlich ruhen in der Ukraine, und die Kriegsparteien müssen zusammenkommen, sich an einen Tisch setzen und verhandeln. Das wäre ein kleiner, aber echter Schritt hin zu einer friedlichen Lösung des Konflikts. Wir müssen es deutlich sagen: Eine friedliche Lösung des Ukraine-Kriegs ist möglich! Verhandlungen und Kompromisse sind in diesem Fall möglich und dringend notwendig, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Ein Waffenstillstand und Friedensverhandlungen sind eine Atempause für die Menschen, die von diesem Krieg betroffen sind und unter ihm leiden. Es ist nur ein kleiner Schritt und doch wäre es auch ein gewaltiger Sprung vorwärts, raus aus dieser extrem gefährlichen Situation. 
Weder Russland noch die Ukraine können bei einem Waffenstillstand und Friedensverhandlungen verlieren. Ein Waffenstillstand und Friedensverhandlungen bedeuten bloss, dass jetzt mit Kämpfen Schluss ist, und dass man beginnt, Gespräche zu führen. Man müsste meinen, jeder vernünftige Mensch würde hinter dieser Forderung stehen. Und doch scheinen in diesem Land und im Westen viele der Ansicht zu sein, Waffen und immer mehr Waffen wären die einzige Lösung für diesen Krieg. Immer mehr Öl ins Feuer zu schütten, soll also den Brand löschen? Panzer, Kampfjets, bald Atombomben? Eine rote Linie nach der anderen wird überschritten, ein Feuer nach dem anderen wird gelegt, und es wird gejubelt darüber. Niemand sagt ein Widerwort, wenn die herrschenden Politiker und die Rüstungslobby Kriegstreiberei als Solidarität mit der Ukraine verkaufen. Es ist entsetzlich, wie die Rüstungskonzerne Milliarden scheffeln, während mit ihren Waffen Zehntausende Menschenleben vernichtet werden. Es ist Zeit für Deeskalation, für Friedensgespräche. Es muss wieder über Abrüstung und Entspannung gesprochen werden. Es muss darüber gesprochen werden, Atomwaffen zu verbieten.

Es kann nicht sein, dass die Grossmächte mit Atomwaffen drohen können, dass sie mit dem Untergang der Menschheit drohen können, um ihre Interessen durchzusetzen. Letztlich gibt es nur eine Lösung für die nukleare Bedrohung: das Verbot und die Vernichtung aller Atomwaffen. Es darf nicht mehr möglich sein, Atombomben zu produzieren, mit ihnen zu handeln, zu lagern oder zu finanzieren. Die Länder des Südens, die vom Westen seit Jahrhunderten ausgeplündert, drangsaliert und unterdrückt werden, haben in der UNO den Atomwaffenverbotsvertrag durchsetzen können. Mit diesem Vertrag, der mittlerweile rechtsgültig ist, sind Atomwaffen jeglicher Art völkerrechtlich verboten. Der Bundesrat weigert sich bis heute, diesen Vertrag zu unterschreiben. Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür. Die Schweizer Regierung, die momentan an der Macht ist, ist eine Regierung im Dienste der Rüstungslobby. Sie hat ein massives Aufrüstungsprogramm beschlossen, sie hat auf undemokratische Weise überteuerte Kampfjets angeschafft und sie versucht, die Schweiz möglichst nahe an das NATO-Kriegsbündnis anzugliedern. Die Beziehung zur NATO ist auch der Hauptgrund, weshalb der Bundesrat die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags verweigert. Angesichts der Untätigkeit des Bundesrats braucht es Druck von unten, aus der Bevölkerung. Wir müssen sagen: Schluss mit Waffenlieferungen! Schluss mit der Eskalation! Schluss mit Krieg! Wir fordern, dass die Schweiz sich der internationalen Bewegung gegen Atomwaffen anschliesst. Ein zweites Hiroshima und Nagasaki darf es nicht geben.